Die Latemarrunde

 

 

 

Rund um das Latemarmassiv

 

 

Eine Erlebnistour mit hohem Spaßfaktor

 

(jük) Nach der gestrigen langen Anfahrt und dem zwangsläufigen stundenlangen Sitzen, standen heute alle Zeichen auf Bewegung. Die Sonne weckte uns am Morgen. Ein gutes Zeichen, waren die Prognosen der Südtiroler Wetterfrösche für unsere Bikerwoche doch nicht gerade optimal. Ein erster verschlafener Blick vom Zimmerbalkon zum Rosengartenmassiv machte Lust auf Bergeerlebnisse, von denen wir an diesem Tag auch noch reichlich eingeschenkt bekamen. Aber zunächst ging es zum Frühstück, bei dem die obligatorische Gemüse-Obstsaftportion nicht fehlen durfte. Freuten sich doch alle schon auf das selbstgepreßte und frische Gemisch aus Karotten und Äpfel, die aus der lautstark arbeitenden Saftpresse flossen. Nach dem Frühstück ging es dann endlich zum ersten Bergeabenteuer los. Startpunkt der heutigen Latemarumrundung war der 1750 Meter hoch gelegene passo di Costalunga (Karerpass). Um wenigstens die Nähe dieses Passes zu erreichen, mussten auch heute unsere beiden vierrädrigen Transportesel herhalten. Nach einer halben Stunde Autofahrt erreichten wir dann ein geeignetes Parkplatz unterhalb der Hennenstallalm auf ca. 1650 Hm. Somit begann das lockere Einfahren an diesem Tag mit einer Steigpassage von ca. 1,5 Kilometern und 100 Hm. Nicht gerade optimal, aber spätestens jetzt mussten auch die letzten Zweifler unter uns einräumen, dass in den Südtiroler Dolomiten doch wirklich mit Bergen zu rechnen ist. Am Karerpass angekommen, hatte nicht nur die Beinmuskelatur bereits einiges an Biobrennstoff verarbeitet. Auch das körperinterne Kühlsystem transportierte bereits einiges an Flüssigkeit nach Außen. Jetzt erst mal durchschnaufen... und dabei nicht die Erinnerungsfotos am Pass vergessen. Kaum richtig auf Betriebstemperatur ging es auch schon bergab. Dem Wanderweg 519 folgend, ging es unterhalb der Poppenkanzel und der Cresta de do Peniola talwärts in Richtung Moena im Fassatal. Über teils steile und lange Schotterwege wurden die Bremsen erstmals beansprucht und insgeheim freute sich bei dieser Abfahrt jeder, die Latemarrunde nicht in die entgegen gesetzte Richtung fahren zu müssen. Aber jede Abfahrt hat auch mal ein Ende. Und so erreichten auch wir nach halbstündiger Talfahrt das Tor zum Fassatal. So wird das beschauliche Bergdorf Moena am Via Lungo Avisio auch genannt. Nach einer kleinen Besichtigung und weiteren Erinnerungsfotos ging es weiter. Dem Avisio folgend ging es auf gutem Radweg durchs Fiemmetal in Richtung Predazzo. Es wäre ja fast schon Sünde gewesen, wenn nicht ein kleiner Abstecher an die Skisprunganlage eingeplant gewesen wäre. Wahrlich ein sportgeschichtlicher Ort. Wurde doch die Schanzenanlage zu den in Cortina d’Ampezzo statt gefundenen Olympischen Winterspiele 1956 erbaut. Auch die Geburtsstunde des Skisprung Weltcups lag im Jahr 1979 hier an der "Italia" wie die umfangreiche Sprunganlage auch heute noch genannt wird. Heute werden nach dem Auslaufen der FIS-Zertifikate im Jahre 1990 leider keine großen internationalen Veranstaltungen mehr ausgetragen. Sehr schade... Bereits kurz nach der Skisprunganlage erreichten wir die Talstation der Kabinenbahn die uns bequem zum 2175 Meter hoch gelegenen Feudopass bringen sollte. Glück muss der Mensch haben... denn gerade ereichten wir noch die letzte Bergfahrt vor der zweistündigen Mittagspause. Lautlos schwebten danach Mensch und Material zur Refugio Gardonè nach oben. Dort mussten wir in einen Sessellift umsteigen, der mit nur leisem Surren nun endlich hinauf bis zum Pass schwebte. Ein grandioses Bergpanorama eröffnete sich uns am Pass. Um diesen Ausblick noch etwas länger wirken zu lassen, entschlossen wir uns hier oben erst mal zur ausgiebig zu rasten. Viele Fotos hielten dieses postkartenreife Panorama fest. Nur schwer konnten wir uns diesem Bergzauber entziehen. Aber es half ja nichts. Immerhin hatten wir noch fast 40 Kilometer vor uns. Über den Geologico-Weg entlang der Zischg- und Genischger-Alm ging es in Richtung Obereggen. Allerdings hatte es der Weg vom Pass zur Zischgalm in sich. In Downhil-Manier ging es über die schmalen Steige hinab. Aber dann krachte es. Gerhard hatte sich verbremst und musste unfreiwillig über den Lenker absteigen. Sah sehr spektakulär aus, blieb allerdings Gott sei Dank ohne schwerwiegende Folgen. Ein wenig Richtarbeit am Ross und ein paar Prellungen und Schürfungen am Reiter, die im Übrigen auch mit Bordmitteln umgehend behandelt werden konnten. Als die Wunden geleckt waren ging es weiter Richtung Obereggen. Ein Ort des Grauens, der denjenigen die bereits im letzten Jahr dabei waren, noch mit einem mörderischen 18%-Anstieg in Verbindung gebracht wurde. Um so schöner war die Tatsache, in diesem Jahr zunächst die Dächer des kleinen Bergdörfchen sehen zu können. Hinter Obereggen ging es in diesem Jahr den 18%er abwärts was, da waren sich alle einig, entschieden leichter zu nehmen war als in umgekehrter Richtung. In Mitten der rasenden Abfahrt ging es dann von der Straße ab und weiter über den Templweg zurück in Richtung Karersee den wir nach einer weiteren Stunde erreichten. Leider waren die die hohen Berggipfel im Hintergrund, die den Karersee wohl zu einem der meist fotografierten Objekte in den Dolomiten machen, mit Wolken verhangen. Schade, aber dennoch konnten wir tolle Aufnahmen vom smarakdgrünen Bergsee ergattern. Jetzt stand nur noch ein Höhenunterschied von ca. 150 Hm zwischen uns und den geparkten Autos. Der unangenehm steil ansteigenden Passstraße folgend erreichten wir diese im Endspurt nach kurzer Zeit. Eine wunderschöne Rundfahrt über 68 Kilometer ging somit zu Ende. Es hatte sich gelohnt. Schöne Wege, grandioses Bergpanorama und nicht ohnmächtig vor Müdigkeit. Ob das noch zu topen ist? Morgen geht`s zum Kalterersee. Aber davon erzählen wir ein andermal.

 

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