Unerwartetes am Noswendeler See

"Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", wie es so schön im Volksmund heißt. Heute wird die abgesagte Tour vom vorigen Sonntag nachgeholt, denn unser ausgewähltes Tourengebiet wurde nachweislich von Unwettern mit Hagelschlag heimgesucht. Da hatten wir mal einen guten Riecher entwickelt. Heut dagegen eine ganz andere Welt. Sonne pur, blauer Himmel, top Temperaturen und eine Fernsicht, dass man vom Hochwald aus fast das Meer sehen könnte. Denn hier sind wir nämlich, zum Start am Noswendeler See, einem Ort den einige funbiker nicht einmal kannten.

 

Nun kann man der Meinung sein, dass man bei einer Radtour durch den Hochwald den  Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, aber weit gefehlt. Dieser Kurs führt uns vom Start weg durch eine abwechslungsreiche Landschaft, wo sich Felder, Wiesen, Bachtäler und natürlich auch Wälder ein Stelldichein geben und das immer wieder mit einer herrlichen Weitsicht verbunden. Also fortwährend ein überraschender Anblick für die Gruppe, wie das riesige Freigehege bei Nunkirchen mit einer Wiese wie auf dem Golfplatz. Leider keine Tiere zusehen, nur ein Haufen Hirschgeweihe die rumliegen. Möglich, dass es gestern in der angrenzenden Gastronomie Wildbrett gegeben hat. Später sahen wir dann doch die Herde, lagen weit entfernt im Schatten und wieherten sich einen ab als wir uns den Schotterweg raufquälten.

 

Bei unseren zahlreichen Touren kommen wir immer wieder an kleinen Waldkapellen oder Marienverehrungen vorbei, wo es gute funbikertradition ist ein wenig inne zu halten. An drei dieser Verehrungsstätten sind wir ignoranter Weise schon vorbeigefahren und so dauert es auch nicht lange, bis der erste Plattfuß uns doch zu einem Zwangsstopp nötigt. Massiver Luftverlust an Stephans Vorderrad. Natürlich ist man vor technischen Defekten nie ganz gefeit und für diesen Fall ist auch immer ein Ersatzschlauch mit an Bord, der in alter Schraubermanier umgehend zum Einsatz kommt.

 

Noch eine gründliche Kontrolle und es geht weiter, bis nach 4 Kilometer das Schicksal erneut zuschlägt, wiederum die gleiche Diagnose: Massiver Luftverlust an Stephan Vorderrad. Ein Dorn hat sich in Stellung gebracht und jetzt auch den Reserveschlauch perforiert. Doppeltes Pech, denn ein passender Ersatz-Ersatz-Schlauch gibt es nicht. Die anderen funbiker fahren größere Raddurchmesser. Da zaubert Karsten zu Rettung ein neuartiges Flickzeug aus dem Rucksack, nie erprobt aber leicht anzuwenden: Flickstück abziehen, auflegen und 30 Sekunden andrücken. Liest sich wie die Anwendung für ein Pflaster, sieht auch fast so aus. Gut, dann werden wir heute im Feldtest mal nachprüfen was uns die Werbung so verspricht. Erstaunlicherweise funktioniert das Wunderpflaster und gleich im nächsten Ort wird am Dorfbrunnen der noch defekte Erstschlauch unter Wasser geprüft und anschließend auch mit Karstens Wunderwaffe behandelt. Man weiß ja nie. Wie sich herausstellte hatte dieser dann zwei Löcher in der Flanke. Ich komme jetzt doch ins Grübeln; an drei Gedenkstätten einfach vorbeigefahren und dafür drei Löcher in den Schläuchen. Selbst der strammste Atheist muss doch zugeben, das war ein Fingerzeig von ganz oben. Dagegen werden wir bei nächster Gelegenheit schnellst möglichst was unternehmen.

 

Erst aber wird in Weiskirchen, dort sind wir mittlerweile angekommen, eine ausgiebige Rast eingelegt, verbunden mit Kaffee und Eisbecher, denn das ist eine weitere alte funbikertradition.

 

Nach dem Fotoshooting im Kurpark, auf dem Weg nach Morscholz, steht wie gerufen auf halber Strecke eine kleine Waldkapelle. Da lassen wir uns nicht zweimal bitten und holen die Versäumnisse von heute früh endlich nach und als Zeichen unserer aufrichtigen Buse wird zusätzlich eine Kerze angezündet. Ich nehme es gleich vorweg, bevor die Frage kommt. Keine Defekte bis zum Ende der Tour, genau wie dort zu lesen war. Maria hat geholfen.

 

Verschont von weiteren ungeplanten Stopps führt der Kurs über Wadern, Schloss Dagstuhl in einem Bogen nach Badenbach und dann zurück zum Noswendeler See. Dort ist heute die Hölle los, die ganzen Hochwälder sind auf den Beinen oder besser gesagt sitzen im Biergarten. Für uns fallen dennoch ein paar Sitzplätze ab wo wir dem kühlen Gerstensaft frönen und dabei letztendlich zum Guten Schluss kommen, dass alle Traditionen strikt einzuhalten sind.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    funbiker [jük] (Donnerstag, 10 Mai 2018 10:44)

    Ja, das ist ja nicht das erste Mal dass Beistand von ganz oben kommt. Ich erinnere noch an die schlimme Wade von Franz bei einer früheren Tour. Gleich zu Beginn der damaligen Runde opferten wir an einer kleinen Gedenkstätte ein Kerzlein. Und siehe da... Maria hat geholfen. Keine Wadenprobleme während der gesamten Tour am Franz'chen Geläuf.
    Das zuvor von Stephan geschilderte, grenzt an grobe Fahrlässigkeit. Super schöne Tour... wäre gerne dabie gewesen :-(